Werner's Jungfernfahrt am 23.08.2003

Ich gehe bereits am Vormittag in die Garage und hole Schwabenkart1 raus. Heute soll wieder gefahren werden und zwar auf der Strecke von der wir noch nie uneingeschränkt fahrtüchtig wieder zurückgekommen sind. Ehingen.

Als erstes will ich den Vergaser besser kennenlernen. Der Motor springt ja nun sehr schlecht an wenn er länger gestanden hat. Das ist aber eine Eigenheit jedes Membranvergasers. Trotz Benzinpumpe wird nämlich die Kammer mit der Vergasermembrane nicht von selbst mit Sprit gefüllt. Dies funktioniert nur über den Unterdruck den wir aus dem Ansaugkanal gewinnen. Man muß also zu Beginn etwas öfters treten.

Das Standgas und der Bereich für die unteren Drehzahlen wurde nun optimal eingestellt. Selbst wenn der Motor eine Stunde lang steht springt er dann spätestens beim zweiten Tritt an.

Nun sichtlich beruhigt kann nun die Vergrößerung der Bohrung für die Aufnahme des Choke Zuges am Vergaser erfolgen. Leider hat's dabei die Choke- Klappe im Vergaser ein wenig verbogen, das ist aber schnell wieder geradegebogen.

Nun noch ein Test: Kart ganz alleine auf den Anhänger laden. Es geht ! Das Verladegestell ist echt eine Wucht. Werner schaut ganz ungläubig als er den Anhänger fix und fertig beladen sieht als er zum Aufladen helfen kommt.

Werner fährt so langsam dass man ihn fotografieren kann.

In Ehingen angekommen heißt's "Rückt enger zusammen heute kommen viele !"

Es sind Gäste da, die kommen aus Burgau (1,5 Stunden Fahrzeit) mit dem LKW, die Karts auf Euro-Paletten und mit Elektroameise ausgerüstet.

Einer meint "Ich fahr' heut' zum ersten Mal" - Vielleicht gibt's ja ein paar interessante Zweikämpfe ?

Aber erst mal darf Werner fahren. Ich erklär' ihm nochmal die Schaltung, er soll auch die Kurven mal vorsichtig nehmen, der Arsch sitzt nämlich lockerer als bei seinem Kangoo, und lass ihn fahren.

Sein Fahrstil war recht unspektakulär. Ungefähr wie der meiner Mutter wenn sie beim Einkaufen vor dem Supermarkt eine Parklücke sucht.

Nun, er wird wohl erst mal den Kurs kennenlernen wollen. War bei mir auch so. Ich filme ihn erst mal, weil ich denke, das gibt sich schnell. Eine Runde zum Strecke kennenlernen und dann wird er schon schneller. Aber er wurde nicht schneller.

Er schaltet bei der Drehzahl bei der der Motor anfängt mal an Leistungsabgabe zu denken. Ich schätze mal so bei 4000. Sein Kangoo ist ein Diesel, hat das damit etwas zu tun ?

Ich zweifle schon an der Vergasereinstellung und denke "Oh Mann. Jetzt geht das Kart nicht richtig und er ist total genervt. Und was sagen die anderen zu meinem Gerät, ist ja schon peinlich."

Einlenken in die 180 Grad Kurve.
Ein gelber Blitz ?

Hier wird er gerade von einem 100er Kart überholt. Man erkennt deutlich den Geschwindigkeitsunterschied - selbst auf dem Foto.

Was ist da nur los ? Ich hatte an der High Schraube des Vergasers heute Vormittag auch gedreht. Habe ich die falsche Einstellung getroffen ? Wenn die falsch eingestellt ist fängt der Motor bei einer bestimmten Drehzahl an zu viertakten und zieht nicht mehr richtig durch.

Wenn das Kart nicht richtig läuft wird er schon bald wieder raus fahren, doch er dreht eine gemütliche Runde nach der anderen. Ich überlege mir schon mal eine Antwort auf alle möglichen dummen Fragen die kommen könnten.

Nach ungefähr 10 bis 15 Minuten fährt er von der Strecke runter. An unserem Standplatz angekommen sucht Werner den Leerlauf. Leider hat er ihn nicht getroffen. Da muß ich echt mal was einbauen. Vielleicht eine Ganganzeige wie bei Manfred ?!

Als der Motor dann zum Stillstand kommt nimmt er total aus der Puste seinen Helm ab.

"Bau mal eine Servolenkung ein !" ist das erste was er sagt.
Nun komme ich endlich dazu meine Fragen loszuwerden. "Warum bist Du denn nicht richtig gefahren ?" "Ist was kaputt ?" "Zieht er nicht richtig ?"
"Doch doch, ich war doch schnell ! Macht richtig Spaß !"

Die Kurve wird enger genommen als es die anderen tun.

Ich will's genau wissen, zieh' mich um, starte den Boliden und los geht'. Meine Bedenken sind zerstreut. Die Kiste läuft doch super.

Vorneweg: laut Tacho war ich 32:13 Minuten unterwegs. Wow. Das ist Guinnes Buch verdächtig.

Ich merke, dass ich mich nun schon zu den Gegnern zählen kann. Nix mehr mit Opfer. Die Vergaserumrüstaktion hat sich echt gelohnt. Einen 100er habe ich - mit Mühe - überholt und einen anderen 100er - der heute zum ersten Mal fährt - sogar überrundet. Er hat hinterher gemeint, er hatte gegen mich keine Chance. Im kurvigen Teil hat er zwar immer etwas aufgeholt, auch an den Kurvenausgängen, doch auf der Geraden hat er immer mehr Boden verloren als in den Kurven gut gemacht werden konnte. Tja, Wer schwer ist wird in den Kurven eben langsam.

Ich hab' mal eines der Karts angehoben - hihi - das Gewicht schleppt ja meine Frau in der Handtasche ständig mit sich rum ;-)
Sogar mit Fahrer (in diesem speziellem Fall vielleicht 14 Jahre alt) ist das 100er Kart noch leichter als mein Schlachtschiff. Der andere hatte bei mir mal angehoben. "Boaaah, der ist ja allein hinten so schwer wie ein normales Kart komplett !"

Als ich den also überrundet hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen und habe den rechten Daumen erhoben. Für's Publikum. In der schnellen Linkskurve.
Das war ein Fehler. Mach ich nie wieder. Plötzlich war die Straße zu Ende und die Wiese begann. Dass auf der Wiese mit Slicks Haken schlagen unmöglich ist brauch' ich wohl keinem erklären und so ging's ab in die Reifenstapel.

Alles spielt sich ab wie in Zeitlupe. Der Frontspoiler verbiegt sich in Richtung Vorderrad, das Vorderrad wird gegen den Seitenkasten gedrückt, der verbiegt sich auch, es bremst gar heftig und ich werde aus dem Sitz gehoben. Das Kart dreht sich um 180° Grad. Ich werde zurück in den Sitz geworfen. Als ich mitten in der Staubwolke endlich zum stehen komme bemerke ich dass ich nur noch ein Dreirad habe. Vorne rechts Achsschenkelbolzen abgerissen, Rad hängt nur noch an der Bremsleitung (dank Stahlflex). Noch ein Argument sich die teureren Stahlflex Leitungen zuzulegen ;-)

Ich erinnere mich an die Geste die mir zum Verhängnis wurde und vervollständige nun die Handlung: Wie Julius Cäsar erhebe ich den Daumen erneut und drehe ihn dann nach unten.

Dann aber Spritpumpe aus, Zündung aus, das Vorderrad verstauen, Alle möglichen Unterlagscheiben aufsammeln und das Kart schleunigst von der Strecke runterschieben.

An unserem Standplatz angekommen wird alles kurz begutachtet und dann eine Flasche Wasser leergetrunken. Danach wird der Schaden genauer unter die Lupe genommen:

  • Die Achsschenkelaufnahme am Rahmen ist aufgebogen.
  • Der Achsschenkelbolzen ist abgeschert.
  • Ein Spurstangenkopf ist verbogen.
  • Ein Spurstangenkopf ist abgerissen.
  • Die M4 Schraube zur Fixierung der Sturz- Einstellung fehlt ganz.
  • Die Zentrierhülse für den Achschenkelbolzen unten und ein Distanzstück sowie die Mutter für den Achsschenkelbolzen sind ebenfalls verschwunden.
  • Die Lenksäule ist verbogen.

Stefan - der hiesige Karthändler - hat alle Teile da, bis auf die Lenksäule. Das macht aber nichts, ich habe ja noch eine Lenksäule im Keller liegen. Wir montieren also alles wieder an Ort und Stelle damit das Kart sich besser verladen lässt, packen ein und fahren wieder heim.

Wieder einmal mit einem nicht fahrtüchtigem Kart aus Ehingen zurückgekommen. Diesmal aber kein technisches sondern menschliches Versagen.

Nach einer weiteren Stunde Schrauben in der Garage ist das Kart nun wieder fahrtüchtig, es war gut dass Werner vor mir gefahren ist und ich werde wohl meinen Fahrstil etwas überdenken müssen.