Die Jungfernfahrt von Schwabenkart

Ich hatte ja vor, am Samstag auf den/m Verkehrsübungsplatz Ehingen zu fahren. Das Wetter hat mir aber nicht so richtig gepasst und vermutlich war auch eine gehörige Portion Lampenfieber mit dabei. Also habe ich's bleiben lassen. Die Neugier hat mich doch geplagt, also hab' ich ohne Kart mal vorbei geschaut. Als ich dann dort war hab' ich's bereut dass ich das Kart nicht trotz schwarzem Himmel und gelegentlicher Schauer mitgenommen habe. Aus diesem Grund hab' ich mir vorgenommen am Sonntag nach Genderkingen auf den Donau-Kartring zu fahren. Wetter egal. Vorweg genommen: es hat sich gelohnt.

Nun zum Event:
Als ich ankam war ich erst mal der erste. Mutterseelenallein suchte ich mir ein schönes Plätzchen im Boxenbereich und freute mich auf's ungestörte fahren. So kann ich mich wenigstens ohne jemanden zu behindern an das Kart gewöhnen. Doch ich blieb nicht lange alleine. Schon kamen weitere Fahrer. Es waren 2 Vereine oder Teams. Ein paar von den Leuten machte das eigene Kart fahrbereit, einer jeweils zog sich um und der Rest belagerte mein Kart.

Noch auf dem Anhänger wurde das Fahrzeug bestaunt. Nach den ersten Fragen "Was ist das denn ?", "Wie schnell fährt das ?" konnte ich gleich 3 Leute rekrutieren um das Kart aus dem Anhänger auf den Boden zu heben.
Und dann weitere Fragen wie "Mann ist das schwer, was wiegt denn das ?", "Und wie viel PS auf 126 Kilo ?", "Da mußt Du ja eine Menge Ahnung haben !", ... "Lass doch endlich mal warmlaufen !".
Ok. Ich ziehe den Kickstarter aus dem Auto -> "Eine praktische Lösung." kommts aus der Menschentraube raus. Ich schalte die Zündung ein, den Unterbrecher aus, die Benzinpumpe ein, trete 2 Mal, dann noch ein mal mit Choke. Motor läuft. "Mensch springt der gut an !".
Ich stehe also weiter Rede und Antwort und komme kaum dazu mich umzuziehen. Als ich endlich umgezogen bin und im Kart sitze wird die Boxenausfahrt zu gemacht. "Leihkartbetrieb, tut mir leid." sagt der Diensthabende.

Der "Diensthabende" von Genderkingen.

Die Leihkarts sind auch genau wie die in Indoorbahnen für "jedermann" ausgelegt.

Endlich dürfen wieder die Rennkarts raus. Ich bin der erste. Raus in die Boxengasse, zweiter Gang, Schulterblick, raus auf die Bahn, Vollgas. Huch so schnell schalten, 3. Gang.

Plötzlich ein flattern im Vorderwagen. Lenken geht nur noch nach rechts. Ein Blick auf die Vorderräder offenbart die Ursache. Wie peinlich. Die linke Spurstange hat sich vom Lenkhebel gelöst. Blamage hoch 3. Also Kart rechts raus ins Gras und Motor aus.

200 Meter zurück laufen in die Boxengasse, eine Mutter holen, Werkzeug mitnehmen Kickstarter unter den Arm und zurück zum Kart. Spurstange festschrauben, Motor antreten einsteigen Kickstarthebel vorne zwischen den Pedalen verstauen und weiter gehts bis zur Box. Alles schön artig im 3. Gang. Kickstarthebel ausladen und zurück auf die Strecke.

1. Gang, 2. Gang Schulterblick raus auf die Strecke, Vollgas. Mann das schiebt aber. 3. Gang 4. Gang Bremse. Ich bin nun wieder an der ersten Kurve.
Rum um die Kurve dabei zurückschalten in den 3. Gang. Ah der Kurvenausgang naht. Vollgas. Hoppla der Hintern rutscht weg. Etwas weniger Gas. 4. Gang 5. Gang, die Schikanen kommen. Anbremsen runterschalten erste Schikane im 4. Gang Drehzahl zu niedrig also noch einen runter.
Die Kombination ist super. Am Kurvenausgang der Schikane kurz Vollgas und das Kart schwenkt mit dem Heck genau in die richtige Richtung für die nächste Schikane. Deren gibt's 3. Dann eine Haarnadelkurve. Weiter im 3. Gang.
Im Kurvenausgang Vollgas und gegenlenken. 4. Gang noch eine kleine Schikane. Die geht fast geradeaus über die Curbs. Das Boxengelände fliegt auf mich zu. 5. Gang. Die Zielgerade ist zu Ende. 6. Gang.
Huch da ist ja meine Lieblingskurve schon wieder. In die Eisen und einlenken. Kein guter Drift. Motor benimmt sich komisch Gas geben. Motor zieht nicht und das Kart wird immer langsamer. Scheibenkleister, Schalten vergessen, warum geht der Motor so komisch, ich bin doch voll auf der Kupp... oh shit, das ist ja die Bremse. Zu spät die Erkenntnis. Motor säuft ab.

Kart auf die Freifläche in der Mitte schieben und Kickstarter holen. Mannomann jetzt bin ich zu Fuß schon öfter in die Box gekommen wie mit dem Kart daran vorbei gefahren.

Weil der Motor abgesoffen ist darf ich nun länger treten. Das andere Kart auf der Strecke dreht 3 Runden bis mein Motor wieder anspringt. Jetzt aber setzen, Helm auf, Handschuhe an und Kickstarter wieder in den Fußraum verstauen. Brav in die Box fahren, Kickstarter ausladen und den anderen versichern: "Diesmal lass ich's vorsichtiger angehen."
Der gute Vorsatz ist nach der ersten Runde schon wieder vergessen. Trotzdem merke ich, dass ich's mit den Vereinsleuten nicht aufnehmen kann. In den Kurven zumindest. Das was ich dort verliere hab' ich nach der Geraden wieder reingeholt.

Ist echt ein Wahnsinns- Gefühl wenn's von hinten so schiebt. Ich fahre nun eine Runde nach der anderen mit wachsendem Spaß. Auf der Start-Ziel Geraden komme ich nun regelmäßig in den 6. Gang und kann dort noch beschleunigen. Ich schätze dass ich den Motor zu 2/3 ausgedreht habe. Heute nachgerechnet müssen das zwischen 100 und 110 km/h sein. Und das auf einer Bahn die Luftlinie vielleicht 400 Meter lang ist.
Das Schalten vergesse ich immer seltener. Es geht schon fast automatisch - ohne Kupplung und das geht wirklich ohne artfremde Geräusche - und schon ist der erste Turn zu Ende.
Ich schaue auf die Uhr: Mann das war eine halbe Stunde am Stück.

Jetzt kommen die Leihkarts raus. Wieso fahren die denn in die andere Richtung ? Und Mensch sind die lahm. Mit Vollgas wären die genau so schnell wie ich nach der ersten Schikane vor der Haarnadelkurve. Wenn sie nicht schon immer vorher bremsen würden und dann tucker tucker die Kurven hinter sich bringen wie meine Mutter wenn sie zum Einkaufen fährt.
Zeit für ein Schwätzchen mit anderen. Diesmal sind ein paar "Zivilisten" im Fahrerlager. Die Fragen wiederholen sich meine Antworten werden routinierter. Der zweite Turn beginnt.

Raus auf die Strecke und an den Kurven basteln. Ich muß nur noch einen in diesem Turn vorbei lassen. Vorher warens vier.
Das Schalten wird komisch. Runterschalten wird zum Glücksspiel. Sehr verdächtig. Als ich einmal die Kupplung ziehe um die Drehzahl nicht zu weit sinken zu lassen weil das Runterschalten diesmal nicht geklappt hat merke ich dass ich ziemlich weit ziehen kann ohne dass ich den Widerstand von der Kupplung spüre. Auch komisch.

Meine Runden werden wieder vorsichtiger und dann winkt der "Diensthabende" uns wieder raus. Ich vollende die Runde und merke dass die Bremsen nicht so gut bremsen wie der Motor. NUN NOCH VORSICHTIGER !
Ich komme in die Box rein und bin noch im 3. Gang. Der linke Fuß tritt ins leere. Was tun ? Ah. Zündung aus. Bopp bopp bopp bopp... steht. Gerade rechtzeitig 2 Meter vor der Wand.

Bestandsaufnahme:

  1. Kupplung defekt und zwar auf der Motorseite. Der Zug lässt sich ca. 2 cm weit rausziehen bis Widerstand kommt. Aber nicht so ein Widerstand den die Kupplung macht sondern eben wie ein Anschlag. Mein Kupplungshebel hat gehalten.
  2. Die vordere Bremszange die ich nicht so sorgfältig poliert habe ist undicht. Das Bremssystem ist leergebremst. Der Turn hat also genau zur rechten Zeit geendet.
  3. Das Verstellstück für das Schaltgestänge mit dem Links- und dem Rechtsgewinde ist verbogen - Original Motorradteil. Meine selbstgebaute Mechanik dahinter hat gehalten.
  4. Der Tank ist ebenfalls fast leergefahren. Das Ende des Turns kam auch hier genau zur rechten Zeit. Es gibt nichts peinlicheres als wenn man das Kart wegen leerem Tank in die Box schieben muß.
  5. Der Schaltknauf ist zu weit hinten. Er muß etwas vor das Lenkrad dass ich ihn mit fast ausgestrecktem Arm zum Zurückschalten erreiche.
  6. Die leichte Vorspur ist genau richtig. Die unterschiedlichen Angriffspunkte der Spurstangen am Lenkhebel der Lenksäule vermitteln ein gutes Kurvengefühl und wenn man die Lenkung dann stärker einschlägt kommt das Heck sofort. Ist gut für den Kurvenausgang. Man kann so schneller wieder aufs Gas (solange man nicht um die Kurve driftet).
  7. Außerdem ist der Aschenbecher voll es muß also ein neues Kart her hihi.

Und sonst ?
Es hat ganz arg saumäßig tierisch viel höllischen Spaß gemacht !!!!!

Das größte Ünglück des Tages:
Der Videofilm der eigentlich gemacht werden sollte kam wegen technischer Schwierigkeiten nicht zustande. Erst die Bestandsaufnahme als das Kart schon wieder auf dem Hänger war, ist wieder auf Video aufgenommen.

( 1,25 MB )

Video Bestandsaufnahme.