Motorsportwiese Niesky 14. + 15.06.2008
Der MSC Niesky veranstaltet seit 10 Jahren im Rahmen des dortigen Stadtfestes die Motorsportwiese. Auf der Motorsportwiese trifft sich alles mögliche, was sich mit Motorsport beschäftigt. Vom historischen Kart über Motorräder, Sidecar, Crosscar und Renntrabbi bis hin zum aktuellsten Ralleymodell von Skoda war nahezu die gesamte Bandbreite des (bodengebundenen) Motorsports vertreten. Auf der abgesperrten Straße rund um das Areal wurden Demofahrten aller Fahrzeuge durchgeführt. Publikum konnte den Bereich über eigens dafür aufgestellte Stahlbrücken erreichen. Die Strecke ist auch als Nieskyer Dreieck bekannt und ist etwa 590m lang. |
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Am Freitag den 13.06.2008 um etwa 10:15 Uhr ging die Reise in so ziemlich das östlichste Eck das Deutschland zu bieten hat los. Gänzlich ohne Stau - von ein paar Stockungen vor Baustellen einmal abgesehen dauerte die Fahrt für die rund 640 km lange Strecke nur 7,5 Stunden. Die Ausschilderung in Niesky war unzulänglich, aber glücklicherweise traf ich Manfred an einer Kreuzung. Der fragte sich durch und ich fuhr ihm einfach hinterher. Seitens der SB-Kart Fahrer bereits anwesend waren O-Tommi mit Sohn David aus dem Raum Göttingen, Peter, Didi und Jörg aus dem Raum Wolfsburg und Oliver mit Sohn Max aus Radeburg. Um 18:00 Uhr sollte die Strecke geöffnet werden für freies Training, also schnell anmelden, Kart ausladen, umziehen und raus auf die Piste. |
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Während
des freien Trainings das bis 19:45 Uhr dauerte, durften alle Fahrzeuge auf
die Strecke. Als recht viele Karts auf der Strecke waren, traute sich auch
ein Lotus Super Seven auf die Piste. Die Gelegenheit, so einen Sportwagen
zu überholen ließ ich mir nicht entgehen und ließ ihn dann
am Kurvenausgang der 90 ° Grad Kurve nach der Ausfahrt unseres Fahrerlagers
im Bergaufstück einfach stehen nachdem ich mir eine Runde lang seine
Linie angesehen hatte.
Auf der Strecke liegt noch kein Gummi und sie ist daher sehr rutschig. Die Ideallinie wird nicht nur - wie bei guten Rennstrecken üblich - durch den Streckenverlauf bestimmt sondern auch durch Gullideckel, Fahrbahnmerkierungen und Welligkeiten der Fahrbahn. |
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So ist zum Beispiel die Innenbahn im "S" - die lange Seite des Dreiecks - sehr wellig. Das Kart hüpft dort und sitzt teilweise auch auf. Manche stört das nicht, ich jedoch fahre hier lieber weiter außen auf dem ebenen Teil der Straße. Dummerweise liegt da so gut wie kein Gummi auf der Strecke so dass der Teil recht rutschig ist. Überholen sollte man dort auf der Außenbahn nicht. Es sei denn das andere Fahrzeug ist deutlich langsamer. Ansonsten läuft man Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren und auf dem Bürgersteig zu landen. Diese Erfahrung durfte ich gleich am Freitag abend machen. Die Schäden am Kart konnten jedoch dank der Mitwirkung eines ortsansässigen Vereinsmitglieds des MSC Niesky und dank O-Tommis Mini Schweißbrenner wieder repariert werden. |
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Nachdem das Kart wieder fahrtauglich war, konnte ich mich dann noch bei Tageslicht - ähnlich wie es bereits am Westerwaldring gemacht wurde - gemütlich im Anhänger einrichten und dann zum Feierabend bei Grillfleisch und Bier in gemütlicher Runde übergehen. Ein paar Meter weiter stand ein Festzelt, das nach der offiziellen Eröffnung des Stadtfestes durch den Faßanstich - ausgeführt durch den Bürgermeister - recht schnell voll wurde. Durch das Programm des Freitag Abend führte ein Disk Jockey der die Vorliebe hatte, zu seinen aufgelegten Schlagern zu singen. Nicht besonders schön, doch dafür besonders laut. Ein Lieblingslied hatte er auch: "Ein Stern der Deinen Namen trägt" Wenn ich das Lied nur noch ein mal höre, raste ich aus. |
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Die meisten von uns hatten sich eigentlich vorgenommen, mit dem schlafen gehen zu warten, bis der DJ- sein Programm beendet hat, doch der hatte vielleicht ein Durchhaltevermögen. Als der um 1:00 Uhr immer noch fleißig am singen war - und das Publikum komischerweise noch nicht davongelaufen war, überwog dann doch schließlich mein Schlafbedürfnis und außerdem war es empfindlich kalt geworden so dass ich dann doch in den Schlafsack kroch. Ich wunderte mich dann sogar, dass ich einschlafen konnte. | |
Am Samstagmorgen wurde ich dann pünktlich um 6:00 Uhr von der Kehrmaschine geweckt. Einschlafen ging nicht mehr und so bin ich dann eben aufgestanden. Thomas hatte seine neue Senseo Kaffeemaschine dabei. So ein Gerät ist echt genial wenn man schnell mal eine Tasse Kaffee will und das Ding war daher auch rege in Gebrauch. Anschließend gab's dann auch Frühstück ganz nach SB-Kartfahrermanier: Jeder stellt was er hat auf den Tisch und jeder bedient sich von dem was er mag. Auf diese Weise kommt mit wenig Aufwand für jeden ein reichhaltiges Frühstück zustande. Die Kunst dabei ist, nicht als erster zu frühstücken.... da ist noch nicht so viel auf dem Tisch, und nicht als letzter aufzutauchen..... da ist das meiste bereits wieder aufgegessen |
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Anschließend geht's erst mal über das Gelände um zu schauen, was sich denn sonst noch auf der Rennstrecke für die kommenden zwei Tage tummeln wird. Auf dem Gelände findet man Renntrabi's, oder auch den großen Bruder den Wartburg. Der rechts im Bild ist mit einem 3 Zylinder Zweitakter ausgestattet der das Fliegengewicht zu beachtlichen Fahrleistungen befähigt. Auch die Fraktion der historischen Karts war auf der Motorsportwiese vertreten. Die hatten wir dann auch zum SBT eingeladen. Jedoch findet genau ein Wochenende nach dem SBT ein Rennen für die historischen Karts statt. Die Gefahr, auf dem SBT einen Schaden zu erleiden der dann zum Rennen nicht mehr behoben werden kann ist den Kollegen zu groß, so dass sie leider nicht kommen werden. Das Fahrzeug rechts unten schließlich ist ein Cross Car das ebenfalls in einer offiziellen Klasse im Renneinsatz ist. So gesehen, sind unsere SB-Karts - abgesehen von der fahrenden Badewanne und dem fahrenden Jack Daniels Faß des MSC-Niesky - die einzigen Fahrzeuge die an der Motorsportwiese teilnehmen, die nicht in eine offizielle Rennklasse passen. |
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Um 11:00 Uhr soll ein Fahrzeugkorso durch die Stadt fahren. Es heißt man würde mit etwa 20 km/h durch die Stadt fahren. Einerseits ist diese Geschwindigkeit doch recht langsam, andererseits ist der Gedanke mitten durch die Stadt zu fahren schon reizvoll. Der Reiz überwiegt dann meine Bedenken ob der Motor und der Vergaser dieses Schneckentempo mit machen und ich stelle mich zu den anderen Karts. Das Aufstellen der Fahrzeugkolonne dauert bei so vielen Fahrzeugen erfahrungsgemäß recht lange. Zwischendrin riß die Kolonne auch ab und so kam es, dass der Korso zu unterschiedlichen Zeiten in 3 Teilen wieder auf der Motorsportwiese eintraf. Hinter dem Bild rechts versteckt sich eine onboard Videosequenz von der Fahrt durch die Stadt. |
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Wieder im Fahrerlager zurück, bleibt nun einige Zeit um am Kart nach dem rechten zu sehen, Flüssigkeiten zu kontrollieren und nachzufüllen und auch um ein wenig zu Mittag zu essen. Die Zeit vergeht bei Gesprächen mit den anderen recht schnell vorbei und schon werden wir zu unserem ersten Demolauf aufgerufen. Am Ausgang des Fahrerlagers weisen uns Streckenposten auf die Strecke sobald kein Verkehr ist und los geht's. Mit etwas mehr Respekt vor den Randsteinen als am Vortag geht's um den Kurs und ich weiß schnell, wo ich mich bezüglich der Geschwindigkeit einzusortieren habe. Unsere SB-Karts sind die schnellsten Fahrzeuge auf dem Rundkurs. Ich bin etwas langsamer als Thomas, David, Peter, Detlef und Jörg, aber schneller als Manfred und Robert. |
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Bei Robert ist das so eine Sache... zum Einholen hat's eigentlich immer gereicht, nur zum Überholen waren unsere Geschwindigkeitsprofile zu unterschiedlich. Beim anbremsen und in den Kurven bin ich schneller. Beim herausbeschleunigen lässt mich Robert jedoch eiskalt stehen. Manchmal hat's jedoch geklappt. Manfred auf seinem Mittelmotorkart - EVO4 - war dagegen einfacher. Wegen Vergaserproblemen konnte ich ihn auch am Kurvenausgang ausbeschleunigen. Zu den anderen SB-Karts war der Performance Unterschied auch nicht mehr so groß. Nachdem ich überholt wurde, waren meine Gegner nicht immer gleich wieder in weiter Ferne verschwunden sondern eigentlich noch eine ganze Weile in Sichtweite. Im folgenden Video ist so der typische Ablauf eines Demolaufs auf ein paar Minuten zusammengeschnitten. |
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Das geteilte Kettenrad zeigt erste Schwächen: Immer wieder lockern sich einige Schrauben, mit denen die Zahnradhälften am Kettenradträger fest geschraubt sind. Und das obwohl Sperrkantscheiben verwendet werden. Das muss unbedingt noch geändert werden, für's erste aber begnüge ich mich damit, die Schrauben nach jedem Durchgang eben erneut festziehen zu müssen. Draußen auf der Strecke ist all das vergessen und ich genieße es richtig Robert zu jagen ;-) Der wäre normalerweise schon schneller, jedoch zieht seine Airbox irgendwo Nebenluft. Der letzte Demolauf am Samstag dauert länger als die anderen Fahrten bisher. Das Kart läuft wie eine eins und ich drehe meine Runden mittlerweile wie ein Uhrwerk bis plötzlich beim Herausbeschleunigen aus der 90 ° Grad Kurve nach der Ausfahrt des Fahrerlagers die Hinterachse blockiert. |
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Die Schrauben haben die ständige Scherbelastung durch die Lastwechsel beim schalten im lockeren Zustand nun doch übel genommen und sind abgeschert. Die Kette hat sich zwischen den Schraubenresten und der Lagerschale verklemmt und hat so die Hinterachse zum blockieren gebracht. Im Prinzip ist das mal nicht schlimm. Einfach mal die Schraubenreste aus dem Kettenradträger raus gedreht und zwei neue Kettenradhälften angeschraubt und gut ist. Aber da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Es schien, als habe sich die gesamte Technik gegen mich verschworen und war ein Problem gelöst, sind sofort zwei neue aufgetaucht. |
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Oliver hat mir hier mit Tipps und Denkanstößen sowie zu späterer Stunde durch passende Beleuchtung zur Seite gestanden. Wir haben uns dann schließlich durch eine Baumstruktur möglicher Lösungen (die Sackgassen waren aber immer weiter hinten) durch gearbeitet bis wir endlich um 0:15 Uhr den Kraftschluss zwischen Motor und Hinterachse hergestellt hatten. Danke Oli für Deinen Einsatz. Auch die anderen "SB-Kartler" standen mit Werkzeug (Körner, Gewindebohrer, Schweißgerät, Kettenvernieter, Durchschläger) und Tipps parat. Ein schönes Gefühl, nicht alleine gelassen zu werden. |
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Die Einschlafmusik an diesem Abend war erheblich besser. So habe ich auch nicht mit bekommen dass die Kehrmaschine zu vermutlich unchristlichen Zeit über den Platz fur. Der Weckruf am nächsten Morgen für mich war dann ein Ost Schlager den ich bis dahin noch nie gehört hatte: "Rally fohrn ist sooo schööön....isch gönnt den gonzn Dog nuo Rally forhn gehn...." (Den Dialekt zu schreiben ist echt schwer). Der Text war echt witzig und so stand ich mit einer positiven Grundstimmung auf. Ein gutes Frühstück mit frisch gebrühtem Kaffee aus der wirklich genialen Senseo von Thomas und ein Blick auf mein wirklich fahrtüchtiges Kart haben meine Stimmung noch weiter gehoben.
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Wir wunderten und nur, wo Oli so lange bleibt. Wir hatten den gestrigen Abend noch bei einem Gläschen Ramazotti ausklingen lassen - oder waren es Becher ? - und eigentlich war es ja auch schon morgen. Ich hatte davon noch leichte Nachwehen im Kopf, aber Robert hatte dagegen ein passendes Mittelchen. Oliver hatte auf den Tagesabschluss wohl mit einem tieferem und vor allem längerem Schlaf reagiert - ist auf jeden Fall besser als mit Kopfschmerzen. Schließlich aber vergingen meine Kopfschmerzen und Oli tauchte auch auf. Der Tag konnte nun beginnen. |
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Und wie der begann. Manfred hatte die Möglichkeit bekommen auf dem Sidecar mitzufahren. Damit Manfred eine schöne Erinnerung daran hat - und auch damit seine geliehene onboard Kamera (Oregon 3000) mal auf meinem Kart getestet wird - habe ich mit seiner onboard Kamera ein paar Runden hinter ihm zurück gelegt und ihn beim turnen gefilmt. Leider liefert die Oregon kein so gutes Bild wie meine Kamera. Ich habe eine Aiptek DV 8900 - Sporty Cam. Habe sie im Bundle mit einem externen Kameramodul gekauft. Nur am Ton muss noch etwas gearbeitet werden. Die Chassisvibrationen übertragen sich als Körperschall auf das Mikrofon im Kameramodul. |
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Allzu lange hielt ich es aber nicht hinter dem Sidecar aus. Das Tempo war wirklich nicht sehr hoch und es machte nicht wirklich Spaß dahinter zu bleiben. So löste ich mich bald wieder vom Sidecar und begann meine schon übliche Aufholjagd auf Robert. Die Geschwindigkeit war nicht mehr so hoch denn ich musste eine längere Übersetzung montieren. Die Zähne des Kettenrads von gestern hatten Schrammen bekommen. In den 6. Gang kam ich deutlich später und auch meine gestrige Bestmarke von 100,4 km/h wurde nicht mehr erreicht. |
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Aber um Robert einzuholen reichte es noch. Nur nicht mehr zum überholen. Das ging gestern nur wenn ich ihn überrumpelte und er gleichzeitig Schwierigkeiten mit seiner Airbox hatte. Aber auch hinterher fahren macht Spaß. Man kann auch unterschiedliche Linien durch die Kurven direkt vergleichen. Auf diese Weise lernt man recht viel über die Auswirkung von unterschiedlichen Linien auf das Geschwindigkeitsprofil beim Durchfahren der Kurve da man ja den direkten Vergleich vor sich fahren sieht. |
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Nach dem ersten Durchgang an diesem Tag stellte ich dann fest, dass das Kettenrad extrem auf der Achse gewandert war. Trotz Sicherungsschraube. Abhilfe schafft eine Schlauchschelle auf der Achse, ist aber nur ein Notbehelf weil ein wanderndes Kettenrad ja immer ein Indiz für einen Fehler in der Kettenflucht darstellt. Der zweite Durchgang an diesem Tag erfolgte dann mit korrigierter Kettenspannung und mit Schlauchschelle auf der Achse. Das Kart lief wie schon gewohnt ganz gut und dieser Durchgang ging ohne weitere Zwischenfälle - außer dass es wieder mal tierisch Spaß gemacht hat - zu Ende. |
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Von Süden her zogen mittlerweile tiefschwarze Wolken herauf. Damit wir unsere Sachen noch trocken einladen konnten, bauten wir in der kommenden Pause zwischen den Durchgängen unsere aufgestellten Pavillione ab. Der Anhänger wurde auch wieder reisefertig gemacht, Schlafsack und Feldbett eingepackt und alles wieder ordentlich verstaut so dass nach der nächsten Demofahrt - welche laut Programm die letzte geplante für diesen Tag war - eigentlich nur noch das Kart eingeladen werden muss um bereit für die Rückreise zu sein. Nachdem alles soweit gepackt war, kamen auch starke Windböen auf die auf einen direkt bevorstehenden Regenschauer hindeuteten. Also wurde das Kart in den Anhänger gestellt. Die Strecke war dann zu Beginn unserer letzten Demofahrt auch noch nicht trocken. Für 10 Minuten fahren extra Regenreifen aufziehen ? Lohnt sich nicht. Also wird alles reisefertig verstaut und dem letzten Durchgang zugeschaut. |
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So ging ein sehr schönes und erlebnisreiches Wochenende zu Ende. Die Kameradschaft unter uns SB-lern und das Verhältnis zu den anderen Fahrern war sehr gut. Es gab zwar ein paar leichte Unfälle und Ausfälle, aber außer eigenes Material kam dabei nichts zu schaden. Oder halt stop ! Ich habe mir beim Aufstellen des Feldbetts den Finger so eingeklemmt, dass die Wunde noch 2 Tage lang geeitert hat. Ich möchte mich bei den Organisatoren und den Streckenposten der 10. Motorsportwiese für diese sehr gelungene Veranstaltung bedanken. Nächstes Jahr werde ich wieder kommen. Ich will mich auch bei den anderen SB-lern für die hervorragende Kameradschaft und Hilfsbereitschaft bedanken. Diese Atmosphäre ist es, die das Hobby erst so richtig wertvoll macht und mich trotz der Anstrengungen bei der An- und Abreise wieder Energie für den Alltag schöpfen lässt. |
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Und einen neuen "Kampfruf" haben wir auf der Veranstaltung dank der Nachfrage vom Organisator der 10. Nieskyer Motorsportwiese auch gefunden: Halbgas reicht |